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Interview mit IBS-MED Institut zu spezieller Trainings-App

Neue App: Sicher trainieren bei Hämophilie

Regelmäßige Bewegung ist auch für Menschen mit Hämophilie wichtig, um körperlich leistungsfähig zu bleiben und motorische sowie Funktionseinschränkungen zu vermeiden. Doch beim Training zuhause stellen sich die Betroffenen häufig die Frage: „Führe ich die Übungen richtig durch?“ Die neue therapeutische Trainings-App „Faktor T“ aus dem IT-BaSTAH-Projekt kann Hämophilie-Patienten bei ihrem Sportprogramm dahingehend helfen.

Sport bedeutet Aktivität und Lebensfreude – auch für Menschen mit Hämophilie. Aufgrund des nachgewiesenen Nutzens bilden zielgerichtete bewegungstherapeutische Maßnahmen heutzutage einen integralen Bestandteil des individuellen Behandlungsplans. 

Nicht alle Patienten haben jedoch die Möglichkeit, an einer solchen Bewegungstherapie teilzunehmen. Übungskarten und Trainingspläne im Papierformat für ein Heimtraining können eine Alternative sein. Doch diese Tools sind mit Unsicherheiten hinsichtlich der korrekten Ausführung des Trainings verbunden. Abhilfe soll die IT-BaSTAH App mit eingebundenden Videos schaffen, die die Übungen für den Heimgebrauch attraktiver gestaltet und so auch die Bereitschaft fördert, anhand der Videos zu trainieren. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit Experten aus den Bereichen Medizin, Sportwissenschaft und IT entwickelt und berücksichtigt die verschiedenen sportlichen Voraussetzungen der Patienten. Dies fand unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Thomas Hilberg, Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin, Chirotherapie und Osteopathie und Lehrstuhlinhaber für Sportmedizin an der Bergischen Universität Wuppertal, statt.

Virtuelles Training mit 360°-Betreuung

In der IT-BaSTAH Trainings-App sind rund 100 Videos mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und detaillierten Anleitungen zur Übungsdurchführung hinterlegt, aus denen ein individueller Trainingsplan für alle Altersstufen erstellt werden kann. Der Nutzer erhält die Möglichkeit, sein Training zu dokumentieren und diese Aufzeichnungen zukünftig dem Therapeuten zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich kann auch der Gelenkstatus dokumentiert werden, um im zeitlichen Verlauf den Einfluss des Trainings auf die Gelenke zu untersuchen und die Therapie entsprechend anzupassen.

Durch die IT-BaSTAH Trainings-App soll es Hämophilie-Patienten ermöglicht werden, ein angeleitetes individualisiertes Heimtraining durchzuführen, um nachhaltig die eigene Gelenksituation, das persönliche Wohlbefinden und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern. 

 

 

Interview mit Marie Luca Herzig

Lehrstuhl für Sportmedizin, Bergische Universität Wuppertal
Mitinitiatorin der IT-BaSTAH-Trainings-App

 

4 Fragen zur neuen App

1) Die App hat ihre Testphase hinter sich gelassen. Wie sind Ihre bzw. die Erfahrungen der Patienten mit IT-BaSTAH?

Frau Herzig: Aktuell befinden wir uns noch in der Evaluationsphase der App. Positiv fällt auf, dass ca. 80 % der Teilnehmer auch nach der Evaluationsphase freiwillig und motiviert mit der App weiter traininiert haben. Die Patienten sind begeistert von der Kombination aus einer detaillierten Darstellung und Anleitung der Übungen mittels der Videos mit einer gleichzeitig reduzierten und schlichten Darstellung weniger weiterer Inhalte. Die Patienten sind dankbar für ein Tool, welches auf das Wesentliche, nämlich das Training, reduziert ist und somit eine schnelle und einfache Handhabung im Alltag ermöglicht.

 

2) Was unterscheidet IT-BaSTAH von Youtube-Videos oder anderen Apps, in denen Gelenkübungen gezeigt werden? 

Frau Herzig: Die Inhalte der App sind auf Menschen mit Hämophilie und ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Das bedeutet konkret, dass die Patienten auf sie abgestimmte Videos in die App eingespielt bekommen. Für die App wurden insgesamt mehr als 100 Videos unter sportmedizinischer Leitung erstellt, auf die in der individualisierten Trainingsplanerstellung zurückgegriffen werden kann und die nicht nur die Zielgelenke (Gelenke, die besonders von Einblutungen betroffen sin) trainieren, sondern auch die Vorlieben der (männlichen) Patienten, wie z. B. Kraftaufbau in den Armen, berücksichtigen.

 

3) Was kann die App darüber hinaus?

Frau Herzig: Weitere Vorteile sind, dass sich die Patienten zukünftig über eine Reminder-Funktion an das tägliche Training erinnern lassen können. Auch über größere Entfernungen kann, nach Zustimmung des Patienten, das Training durch die Therapeuten überwacht und entsprechend angepasst werden. Aktuell arbeiten wir darüber hinaus an einer Messenger-Funktion, über die die Patienten direkt in der App ihre Fragen an den Therapeuten senden können. Durch die Möglichkeit des direkten Feedbacks sollen Fragen schneller beantwortet und Änderungen im Trainingsplan vorgenommen werden können. 

 

4) Die App ist nicht frei zugänglich. Wie können interessierte Menschen mit Hämophilie an die App kommen?

Frau Herzig: Gerne können sich Betroffene, die diese App nutzen möchten, direkt per Mail unter [email protected] bzw. unter [email protected] 
an mich wenden. Für mehr Informationen können sie auch die Website www.haemophilia-exercise.de besuchen.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

 


 

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